Augusts Leben als barocker Residenzfürst in Halle ist neben der Förderung der schönen Künste (speziell der Malerei, Musik und Tanz) auch durch die Praxis des Hofzeremoniells bestimmt. Die Bedeutung von Festtagen und diverser privater Anlässe, der Aufbau und Unterhalt von Kunstsammlungen und Rüstkammer - in Bezug auf die fürstliche Jagd - sowie die standesgemäße Ausstattung seiner Residenz und der 'Domkirche' im Zeitgeschmack ist repräsentative Pflicht des Landesherren. Für Zeitgenossen zweifelsfrei erkennbar waren dadurch Hoheitszeichen und Rangfolgen in Bezug auf die Jagd, Kleiderordnung oder bei Tische. Sie regelten den Alltag bei Hofe, auch in der Residenz in Halle. 

Das gesamte Weltbild und die irdische Ordnung waren darin visualisiert und gaben Sicherheit; im Gegensatz zu unvorhergesehenen Schicksalsschlägen. Im 17. Jahrhundert deuteten und vermittelten diese nur Religion und Machtpolitik, nicht die Wissenschaften.

Ein tägliches Ritual im barocken Hofzeremoniell stellt die Einnahme von Mahlzeiten anhand spezieller Tafel- und Speiseordnungen dar. Sie regelt Teilnehmeranzahl, Sitzordnung und Anzahl der Gänge und bildet damit auch Gesellschaftsordnungen ab. Zur fachgerechten Zubereitung und zeremoniellen Zerlegung der Speisen wie Fleisch verfasste Johann Georg Pasch 1660 ein eigenes Tranchierbuch (Abb.) für August von Sachsen-Weißenfels. Er empfahl darin den Fleischverzehr mit Fisch zu beginnen und diesen bis zum Gebratenen zu steigern. Spezielle Vorlegebestecke und kunstvoll verzierte Tischbestecke (Abb.) künden in erster Linie von aufwendiger höfischer Repräsentation anstatt tatsächlicher Nutzbarkeit mancher Geräte.

Die finanzielle Belastung, die durch das höfische Luxusleben entstand, vermehrte August durch Freigiebigkeit in der Armenfürsorge. Er hinterließ seinem Sohn Adolf I. enorme Schulden in der Sekundogenitur.

Ritualisierte, aber nicht routinierte festliche Anlässe boten sich je nach Gelegenheit. Durch sie demonstrierte August fürstliche Macht und Herrschaftsanspruch: Geburtstage, Jubiläen, Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern wurden stets begleitet von zeremoniellen Ereignissen wie Gottesdienste und Messen, Huldigung, Salvenschüsse, Feuerwerk, Festspiele wie Oper, Ballett oder nicht-öffentliche Tanzdarbietungen z.T. unter Einbezug der fürstlichen Familie, Jagden oder Banketten bei Hofe. Demnach waren private oder dynastische Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten oder auch Taufen durchaus öffentliche und somit städtische Festakte woran sich die bürgerliche Oberschicht Halles beteiligte.

Im 17. Jahrhundert ist Halle an der Saale und Augusts fürstlicher Hof Kulturstadt bzw. ein Zentrum der Musik und des Theaters. August wohnte anlässlich der Hochzeit seiner Schwester der Aufführung der ersten deutschen Oper 'Daphne' auf Schloss Hartenfels und weiterer Stücke am Dresdner Hof bei. Scheinbar beeindruckt bemühte er sich als Förderer um die Verbreitung der frühen deutschen Oper. Er gab zeitlebens circa 30 musikdramatische Werke in Auftrag